Schluss mit Kompetenz-Simulanten

Leadership

Bei schönem Wet­ter können viele Kapitäne segeln. Erst bei Sturm zeigt sich, wer wirklich was davon versteht. Der Bundesrat zeigt Format – danke! Ebenso die Kantonalregierungen, die das Ruder im Unwetter sicher führen. Die Corona-Krise trennt auch in der Wirtschaft die Spreu vom Weizen. Soll ein Arbeitgeber seine Leute zur Arbeit im Büro zwin­gen dürfen?

Arbeitsrechtlich darf er das. Sollen Mitarbeitende für Betreuungs­pflichten Ferien nehmen müssen? Juris­tisch ist es ab einem gewissen Punkt zulässig. Sollen Selbstständige keine Kurzarbeit beantragen dürfen, obschon sie in die ALV einbezahlt haben? Ja, so sieht es unser Recht vor. Aber welches Zeichen setzt ein Arbeitgeber mit einer strengen Compliance-Haltung? Unser Fairnessverständnis ist im Umbruch und unsere Landesregierung zeigt Leadership.

«The greatest danger in times of turbulen­ce is not the turbulence. It’s to act with yesterday’s logic.» sagte Peter Drucker.

Wir erleben VUCA pur – Volatilität, Unsi­cherheit, Komplexität und Vieldeutigkeit. Seit Jahren werden Bücher geschrieben über Leadership im Kontext von VUCA. Wir machen den Realitätstest. Jetzt wird es offenkundig, wer im Umgang mit VUCA alte Lösungsmuster reproduziert und wer Neues kreieren kann. Und wir fangen an, die Kompetenzsimulanten zu erkennen, weil ihre schablonenhaften Vorschläge inzwischen weltfremd erscheinen.


“Wir erleben Unsicherheit und Komplexität”


Trans­formational Leadership war schon lange ein beliebtes Buzzword. Jetzt lernen wir, was es wirklich bedeutet, Organisationen und Gesellschaften umformen zu können. Das funktioniert nicht mit «yesterday’s logic». Viele behaupten, sie seien «agiler» geworden in den letzten Jahren. Und jetzt? Hand aufs Herz: Corona ist kein Schwar­zer Schwan. Wie agil können wir mit dem Eintreten eines längst bekannten Risikos umgehen?


Trotz allen Turbulenzen fühle ich mich wieder mehr im Einklang mit der Welt. Warum? Das Wort «systemrelevant» hat eine neue Bedeutungsdimension. Unsere Grundversorgung, das Gesund­heitssystem, erhält jetzt die Aufmerksam­keit und Bedeutung, die es bereits bei milderem Wetter verdient hätte. Und es beweist: die besten, loyalsten und enga­giertesten Leute, die unter widrigsten Um­ständen selbstlos weiterarbeiten, verlan­gen keine hohen Löhne. Das sollten wir uns für andere Branchen merken.


Kolumne in der Handelszeitung vom 26. März 2020 von Esther-Mirjam de Boer.


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