Die Blockchain ist dafür programmiert, maschinell Vertrauen zu sichern und vollautomatisch Verträge abzuwickeln. So die Philosophie der Aktivisten rund um das «Phantom» Satoshi Nakamoto, dem die Erfindung 2009 zugeschrieben wird. Die Idee ist eigentlich ein Misstrauensvotum gegen «vertrauenswürdige Dritte», auch «Intermediäre» genannt, die Geschäfte vermitteln und abwickeln. Dies waren 2008 insbesondere die Banken, die nach der Finanzkrise eine jahrelange Vertrauenskrise bewältigen mussten.
Zehn Jahre später werden Anwendungen der Blockchain für Warenketten, Logistik-Ökosysteme, Facility Management bis hin zu Grundbüchern und andere geografische Informationssysteme entwickelt. Es wird vorstellbar, dass der Zahlungsverkehr ohne Banken und Clearing-Häuser funktionieren kann sowie Steuern und Gebühren direkt vollautomatisch auf den Transaktionen erhoben werden. Datenschutz wird eine Herausforderung bleiben.
Die Blockchain kennt keine Landesgrenzen, der Alleingang mit schweizerischer Selbstbestimmung ist dabei eine Illusion – es wird weltweit gültige Standards brauchen.
Wir werden uns daran gewöhnen, dass wir Codes als sicherer einschätzen als den Menschen. Noch läuft es unserer Intuition zuwider – sowohl bei selbstfahrenden Fahrzeugen wie bei vollautomatischen Geschäfts- und Datenabwicklungen. Und ja, es wird den Menschen weiterhin brauchen, insbesondere in unvorhersehbaren und kritischen Situationen wie am 15. Januar 2009. Ein Autopilot hätte den Airbus A320 der US-Airways nicht so souverän auf dem Hudson River in New York landen können wie Captain Chesley B. Sullenberger. Anderseits wissen wir: Flugzeuge fliegen die längste Zeit computergesteuert, selbst wenn zwei Piloten im Cockpit sitzen.
Kolumne in der Handelszeitung vom 22. November 2018 von Esther-Mirjam de Boer